Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen: Vereine und staatliche Einrichtungen
In Deutschland gibt es viele unterschiedliche Forschungseinrichtungen. Nur ein Teil der Forschung entsteht an Universitäten. Sehr wichtig sind auch alle außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Zum Bund gehören die Bundesforschungseinrichtungen. Insgesamt 38 Forschungsinstitute fallen in diese Kategorie. Forschungsgegenstand sind bestimmte Themenbereiche der Bundesministerien, die für diese Forschungsanstalten verantwortlich sind.
Diese Institute unterstützen die jeweiligen Ministerien bei ihren Aufgaben, indem sie die hierfür notwendige wissenschaftliche Forschung treiben und wissenschaftliche Ergebnisse an die Ministerien liefern.
Den Ländern gehören Landesforschungseinrichtungen. Insgesamt mehr als 100 Forschungsinstitute sind in dieser Kategorie zu finden. Diese Landesforschungsanstalten befassen sich mit unterschiedlichen Forschungsthemen zum Beispiel in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Geothermie, Gesundheit, Physik, Psychologie und vielen anderen. Sie liefern den jeweiligen Landesministerien Forschungsergebnisse.
Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) ist eine Gesellschaft für angewandte Forschung für private und öffentliche Unternehmen. In Europa ist sie die größte Organisation für anwendungsorientierte Forschung. Insgesamt 66 Forschungsinstitute gehören zu diesem eingetragenen Verein. Die Forschungsfelder der FhG sind an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet.
Daher ist diese Forschung zukunftsrelevant und leistet einen Beitrag zur Ausgestaltung des zukünftigen Lebens in Europa. Es geht um Technikgestaltung vor allen Dingen in den Bereichen Umwelt, Energie, Gesundheit, Kommunikation, Sicherheit und Mobilität.
Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren ist Deutschlands größte Wissenschaftsorganisation. Auch die Helmholtz-Gesellschaft ist zunächst einmal schlicht und einfach ein eingetragener Verein.
Sie verfolgt derzeit die Strategie, in sechs Bereichen Spitzenforschung zu betreiben: Verkehr (Luftverkehr, Raumfahrt und Straßenverkehr), Erde (einschließlich Umweltforschung), Struktur der Materie, Gesundheit, Schlüsseltechnologien und Energie. Die Helmholtz-Gemeinschaft besteht aus 18 naturwissenschaftlich-technischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.
Der Name der Gesellschaft geht auf den Naturforscher Hermann von Helmholtz (1821-1894) zurück. Die Helmholtz-Gemeinschaft hat es zum Auftrag, durch ihre Forschung einen Beitrag zu Wachstum und Wohlstand zu leisten.
Die Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) ist nach dem Miterfinder der Infinitesimalrechnung benannt. Insgesamt mehr als 80 Forschungseinrichtungen gehören zur WGL. Diese Wissenschaftsgemeinschaft ist ein eingetragener Verein und verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke.
Im Mittelpunkt steht die Forschung zu Problemen, die für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Die Leibniz-Forschungsinstitute stellen nutzbare Infrastrukturen dar, außerdem erbringen Forscher Dienstleistungen durch Vermittlung und Beratung von Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit. Wissenstransfer findet statt.
Die Gesellschaft hat ihren Namen nach dem bekannten Philosophen und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der zeitgleich mit Sir Isaac Newton die Grundlagen der Infinitesimalrechnung beschrieb.
Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) liefert Spitzenforschung für die ganze Welt. Die MPG ist eine gemeinnützige Forschungsorganisation, benannt nach Max Planck (1858-1947), dem Begründer der Quantenphysik. Sie versteht sich als eine Unterstützungsorganisation für weltberühmte Spitzenforscher im Bereich der Grundlagenforschung.
Die MPG ist in der Grundlagenforschung sowohl in den Geisteswissenschaften als auch in der Naturwissenschaft aktiv. Durch dieses breite und auf Grundlagenforschung ausgerichtete Handlungsfeld arbeitet sie eng mit den Forschungsprojekten der Universitäten zusammen.
Die Max-Planck-Gesellschaft ist ein gemeinnütziger Verein und zu ihr gehören Max-Planck Institute, die wegen der Nähe zu den Universitäten meistens in Universitätsstädten zu finden sind. Die Institute haben jeweils unterschiedliche Forschungsaufgaben, manchmal auch interdisziplinäre Forschungsvorhaben, in den Bereichen Biologie, Medizin, Chemie, Physik, Technik, Geistes-, Sozial- und Humanwissenschaften.
Universitäten und Akademien: die klassischen Orte der Forschung
Die rund 435 Hochschulen und Universitäten in Deutschland sind klassischer Stützpfeiler der breitgefächerten Forschung in Deutschland. An den Universitäten finden sich alle Fachbereiche der Naturwissenschaft und der Geisteswissenschaften. Seit Jahrhunderten sind sie Orte des Wissens und des Forschens.
Durch neue Initiativen des Bundes und der Länder, zum Beispiel der Exzellenzinitiative, wird ständig sichergestellt, dass die deutschen Universitäten im Kontext der europäischen Forschungslandschaft weiterhin ein interessanter Ort der Spitzenforschung bleiben.
Rund 270 private und öffentliche Hochschulen, in denen fast 95% aller Studierenden immatrikuliert sind, sind Mitglieder der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), des freiwilligen Zusammenschlusses der staatlichen und staatlich anerkannten Universitäten und Hochschulen in Deutschland.
Die Akademien der Wissenschaft bemühen sich um Koordinierung und Unterstützung der Forschung und Pflege des Dialogs. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften – ist die älteste naturwissenschaftliche Organisation im deutschsprachigen Raum und die älteste Akademie der Welt.
Sie vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien.
Sie beurteilt politische und gesellschaftliche Probleme aus der Sicht der Wissenschaftler und probiert, an den Beratungsprozessen von Gesellschaft und Politik mitzuwirken. Diese Akademie arbeitet eng mit der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zusammen.
In dieser Dachorganisation sind acht weitere Wissenschaftsakademien organisiert: die Bayerische Akademie, die Heidelberger Akademie, die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste (Sitz: Düsseldorf), die Akademie zu Göttingen, die Akademie in Hamburg, die Berlin-Brandenburgische Akademie und die Sächsische Akademie der Wissenschaften.
In den deutschen Akademien sind fast 2000 Wissenschaftler tätig. Ihre Aufgabenfelder liegen im Bereich der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Forschung und des wissenschaftlichen Austausches.
Forschungsstandort Deutschland: Was für ein beeindruckendes Vereinsleben
Es ist also erstaunlich zu sehen, wie gemeinnützige, eingetragene Vereine es schaffen, Etats in Milliardenhöhe zu verwalten und so der Wissenschaft und Forschung in Deutschland Inhalt, Form und Entwicklungsrichtung zu verleihen. Wichtig ist die Interaktion dieser Wissenschaftsorganisationen mit Unternehmen der freien Wirtschaft.
Hier spielen insbesondere die Automobilindustrie, der elekronische und elektrotechnische Sektor sowie die Chemie- und Pharmabranche eine große Rolle. Für den Gesamtablauf der Forschung in Deutschland sind Exzellenzcluster und Infrastruktur bedeutsam. Bei der Bildung von regionalen Exzellenzclustern entsteht automatisch auch ein Bau- und Umbauschub im Bereich der Infrastruktur.
Beeindruckende und wichtige deutsche Forschungsanlagen sind das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), das vom Alfred-Wegener-Institut betriebene Forschungsschiff „Polarstern“, das Deutsche Klimarechnungszentrum (DKRZ), die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und die Europäische Südsternwarte (ESO).
Die deutsche Forschungslandschaft besteht also aus festen Strukturen und dynamischen Planungs- und Umsetzungsvorgängen, die diese Strukturen ständig verändern und optimieren. Neben dem Staat und der Privatwirtschaft spielen dabei vor allen Dingen Akteure aus der bürgerlichen Öffentlichkeit, nämlich gemeinnützige Vereine und deren Mitglieder, eine große Rolle.