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So viel Geld für Forschung wie nie zuvor

Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland haben einen neuen Höchststand erreicht. Nach Angaben des Ministeriums für Bildung und Forschung belaufen sich die Zahlen für das Jahr 2014 – der jüngste Berechnungszeitraum – auf knapp 84 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung um mehr als fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Etwa zwei Drittel des Geldes wurde von der Privatwirtschaft investiert, der Rest entfällt auf staatlich finanzierte Forschungsprojekte. Damit steht Deutschland gemessen an den absoluten Ausgaben weltweit auf Platz vier hinter den USA, China und Japan. Bei der Betrachtung der relativen Investitionen für Forschung und Entwicklung belegt Deutschland mit rund drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts den neunten Platz. Spitzenreiter hier sind Südkorea, Israel und Japan und in Europa die skandinavischen Länder.

Die Zahl der Beschäftigten, die in diesem Bereich tätig sind, ist ebenfalls gestiegen und liegt zum ersten Mal bei mehr als 600.000. Während weltweit auf eintausend Menschen etwa eine Forscherin oder ein Forschen kommen, ist es in Deutschland mehr als das Vierfache. Das ist Platz 14 im globalen Vergleich.

Auch bei den Ergebnissen Spitze

Nicht nur bei den Ausgaben, auch in der Qualität kann sich Forschung und Entwicklung „Made in Germany“ sehen lassen. So ist der deutsche Anteil an wissenschaftlichen Publikationen, die zu den weltweit zehn Prozent der am meisten zitierten Arbeiten zählen, in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen und lag in 2012 bei knapp 16 Prozent. In der Fachwelt gilt die Häufigkeit, mit der Wissenschaftler in anderen Arbeiten zitiert werden als Maßstab für deren Erfolg. Nur Forscher aus den USA konnten besser abschneiden. Bei weltmarktrelevanten Patenten ist Deutschland ebenso spitze. Auf eine Million Einwohner kommen im Jahr etwa 370 Anmeldungen solcher Patente. Das ist genauso viel wie in Japan und immerhin fast doppelt so viel wie in den USA.

Der Ideenreichtum deutscher Ingenieure und Wissenschaftler spiegelt sich im Export forschungsintensiver Güter wider: Während die meisten Industrieländer in den vergangenen zehn Jahren zu Gunsten der Schwellenländer an Boden verloren haben, konnte Deutschland seinen Anteil stabil halten. Zwar musste es die Führungsposition an China abtreten, liegt aber nunmehr vor den USA und deutlich vor Japan. Im Vergleich der Innovationskraft belegt Deutschland laut dem Global Competitiveness Index (GCI) des Weltwirtschaftsforums, der die Wettbewerbsfähigkeit von knapp 140 Ländern vergleicht, aktuell den sechsten Rang.

Staat setzt andere Prioritäten

Im vergangenen Jahr hat der Bund etwa 16 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Diese Ausgaben steigen nun zum zwölften Mal in Folge und liegen heute 70 Prozent höher als in 2006. Hinzu kommen laut Zahlen von 2013 Ausgaben der Bundesländer von über zehn Milliarden Euro. Der positive Trend zeigt, dass die Politik die hohe Bedeutung von Forschung und Innovation erkannt hat, nachdem die Ausgaben in den neunziger Jahren und zu Beginn des Jahrtausends über lange Zeit stagnierten.

Die Schwerpunkte der Förderung liegen auf den Zukunftsfeldern Gesundheit, Luft- und Raumfahrt, Digitalisierung, nachhaltiges Wirtschaften und Energie, innovative Arbeitswelt, intelligente Mobilität sowie zivile Sicherheit. Sie unterscheiden sich deutlich von dem, was in der Wirtschaft Priorität hat. Die privaten Unternehmen stemmen zwar den größeren Teil Entwicklungsanstrengungen, allerdings konzentrieren sie sich auf nur wenige Bereiche wie Fahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie und Maschinenbau – also die Branchen, in denen Deutschland traditionell führend ist.